Sonntag, 18. Oktober 2015

Im Tal der Löcher - Margalef 2015

Wie nur die Zeit verfliegt! Drei Wochen Spanien, im Speziellen Margalef, standen auf dem Plan. Drei Wochen! Steht man kurz vor Urlaubsantritt, dann fühlt sich das wie eine kleine Ewigkeit an. Nun sitze ich schon wieder vor dem Rechner, um Euch einen kleinen Bericht zu verfassen und es fühlt sich an, als hätten wir erst vorgestern unsere Finger zum ersten Mal in diesem Jahr in die katalonischen Löcher versenkt. Nein, nicht wie Ihr denkt! Die Kraft ist weg, die Körperspannung ist auf Null und die Haut der Finger liegt in Fetzten. Drei Woche zehren an der Substanz. Aber die Zeit, welche einfach nur der Hammer war, war voll von tollen Erlebnissen. Kurzum: Ein Klettergebiet, was für uns kaum zu toppen ist.
In Margalef hat sich einiges verändert. Die „großen Massen“ sind weiter gezogen. Es ist ruhiger im Gebiet. Als wir 2013 das erste Mal dort waren, war manchmal Anstehen in den Modetouren angesagt. Das ist vorbei. In Gebieten wie Espadelles oder Finestra sind manchen Tages nicht mehr als der Seilschaften unterwegs. ...und das bei top Bedingungen. Wir sind dieses Jahr extra nochmal etwas später gefahren und wurden mit 13-18 °C im Schatten und maximal 25 °C in der Sonne belohnt. Der geringere Andrang tut dem Gebiet ebenso gut wie das Verbot des wilden Campens. Daran wird sich auch scheinbar in der Regel gehalten. Die Anzahl der unschönen „Häufchen“ im Wald ist doch beträchtlich zurück gegangen. Ist gibt seit 2015 in Margalef einen Campingplatz, welcher wirklich zu empfehlen ist. Wir haben dort drei Wochen gewohnt. Pluspunkte waren: der Preis (4€ /Person die Nacht), ein sauberer Sanitärtrakt, freundliche Campingplatzbesitzer, und ein toller Aufenthaltsraum, in dem man jeden Abend Miles Davis hören kann und dazu ein kühles Estrella bekommt. Ein klarer Minuspunkt ist die kalte bis lauwarme Dusche für die man 3€ löhnt.
Wie jedes Jahr gibt es wieder einen neuen Kletterführer von Jordi Pou (diesmal in gelb gehalten), welcher wieder einige sehr schöne neue Sektoren bietet. Es kann also festgehalten werden, dass hier die Bohrmaschinen weiterhin glühen und uns mit neuen und großzügigen Routen versorgen. Beispielsweise ist links von Ca la Marta ein recht großer Sektor neu entstanden, bei dem besonders die mittelschweren Routen (bis 7c) besonders gut aussehen. Potential ist also noch massig vorhanden und beim nächsten Mal hab ich auch die Bohrmaschine im Gepäck. Diesen Urlaub hatte ich schon überlegt die Hilti einzupacken. Es war gut, dass ich es nicht gemacht hatte, denn so konnten Conny und ich den Fokus auf das Wiederholen von erstklassigen Routen legen. Und das, was wir unter die Finger bekamen war einfach nur zum Jubeln.
Von einem kleinen Norovirus in der ersten Urlaubswoche geplagt, lief es anfangs noch etwas schleppend. Wir kletterten viele Routen bis 7a und zwei Touren im Grad 8a mit großer Anstrengung. Dann kam aber das Feeling für das Gebiet, die Blockierkraft und die Koordination und so konnte Conny die Routen Sargantana Killer 8a+ und Zona 30 8b klettern. Der Gewichtsverlust den der Norovirus mit sich brachte, lies mich die Schlüsselzüge der „Andrada-Tour“ Victimes del passat R1 8c aneinander hängen und ich konnte den Umlenker klippen. Ein absoluter Traum durch ein 45° steiles Fußballfeld im Sektor Finestra. Beeindruckend schön empfanden wir die Route Magic Festival im Sektor Tenebres. Geniale Henkelei an dicken Kieseln und ergonomischen Löchern führt nach 25 Metern zur Crux vor der Umlenkkette. Auch war es möglich, dass wir uns jeden Klettertag in einem anderen (uns noch unbekannten Sektor) warm klettern konnten. Auch wenn die etwas leichteren Touren in Margalef nicht ganz so reichlich gesät sind, so gibt es wirklich schöne Linien im gemäßigten Grad, die sich oft in ihrer Charakteristik unterscheiden.
Über Margalef gibt es eigentlich noch sooooo viel zu berichten. Den ganzen Rest behalte ich einfach jetzt mal für mich. Fahrt hin und seht selber!